08.10. – 06.11.2015

WOLFE

VON LENKIEWICZ

Elective Affinities

Die Galerie Michael Haas präsentiert eine Auswahl von Arbeiten des Künstlers Wolfe von Lenkiewicz, darunter einige aus seiner zuletzt entstandenen Serie Delirious Picasso.

Der britische Künstler Wolfe von Lenkiewicz (* 1966) ist bekannt für seine künstlerische Neukonfigurationen von bekannten ikonischen Bilder der Kunstgeschichte – von Leonardo da Vincis Mona Lisa bis hin zu Pablo Picassos Guernica. Er prüft sorgfältig die Linearität der historischen Sicht innerhalb unserer visuellen Kultur, so wurde er als „ein ungebundener zum Künstler gewandelter Genetiker“ und als „ein zeitgenössischer Bilderstürmer“ beschrieben, dessen Kunstpraxis sich in einem Bereich außerhalb der Geschichte bewegt und so zu einem Drehpunkt zwischen unterschiedlichen Zeitaltern wird. Lenkiewicz fordert durch die Mischung von unterschiedlichen Konzepten von Ästhe­tik die Vorstellungen von Autorschaft heraus. Er kombiniert ein hohes Maß an handwerklichem Können mit den Mög­lichkeiten der Bildmanipulation des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Seine Gemälde sind der Versuch, die Ten­denz zu kategorisieren oder Kunstwerke bestimmten ‚ismen‘ zuzuordnen, zu überwinden. Sie ermöglichen uns vielmehr, die dynamische Entwicklung der Kunst im Laufe der Jahrhunderte und die Art und Weise, in der verschie­dene Stile und Perspektiven sich überlappen und ver­flechten, wertzuschätzen.

Mit seinem im Wesentlichen konzeptionellen Ansatz er­forscht Lenkiewicz die Wahlverwandtschaft zwischen ein­zelnen Künstlern und Kunstwerken. Damit bezieht er sich auf Goethes dritten Roman Die Wahlverwandtschaften, der die durch die Gesetze der chemischen Anziehung regu­lierten menschlichen Leidenschaften beschreibt. Der Künstler deckt die verborgene Anziehung verschiedener Kunstwerke für einander auf, indem er den ihnen inne­wohnenden Magnetismus im Herzen jeden Bildes offen legt. Marc Chagalls ikonisches Gemälde Über der Stadt von 1918 wird vereint mit Arbeiten von Diego Rivera und Grandma Moses zu dem neuen Werk The Winter Lovers, so wie Leonardo da Vincis Mona Lisa mit anderen ikoni­schen Gemälden des italienischen Meisters verschmilzt, um zu einer völlig neuen Variante zu werden. Jacque-Louis David Der Raub der Sabinerinnen (1799) wird in eine riesige, maßstabsgetreue Zeichnung mit zusätzlichen Ele­menten aus Davids Der Tod des Marat (1793) und der Arbeit von Raphael verwandelt, während Gemälde von Géricault sowohl mit sich selbst als auch mit der Arbeit von George Stubbs kombiniert werden. Im Zentrum der aktuellen Ausstellung steht Lenkiewicz‘ neue Serie mit von Picasso inspirierten Werken, die vor kurzem in den New Yorker The Academy Mansions als Teil seiner Ausstellung Delirious Picasso gezeigt wurde. Der Künstler verbindet hier Picassos Œuvre mit Ukiyo-e, einem japanischen Genre des Holzschnittes und der Male­rei, vereint flache Perspektiven mit prächtigen Farben und Mustern. Diese großen, neu konfigurierten Kunstwerke kombinieren Picassos Motive mit den Bildern des japani­schen Meisters Kikugawa Eizan und sprechen eine völlig neue visuelle Sprache. Dieser provokative ikonoklastische Akt zwischen zwei scheinbar disparaten Formen der Äs­thetik demonstriert die Vereinbarkeit der östlichen und westlichen Kunst und demonstriert Lenkiewicz‘ Interesse am Erbe Picassos. Dies verdeutlicht auch seine Beteili­gungen an der umfassende Ausstellung Picasso in der Kunst der Gegenwart, die in diesem Jahr in den Deichtor­hallen gezeigt wurde, und an der Ausstellung After Picasso im Wexner Center for the Arts, die im letzten Monat in Ohio eröffnet wurde.

Die Ausstellung Elective Affinities wird begleitet von der neuen Monografie mit Arbeiten von Wolfe von Lenkiewicz, mit einem Vorwort von Edward Lucie-Smith und einem Text von Richard Dyer. Erschienen bei Anomie Publishing.

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