26.04. – 25.05.2013

NICOLE

BIANCHET

Daphne’s Grove

Geradezu als Quintessenz ihrer bisherigen Arbeit kann die Ausstellung „Daphne’s Grove“ von Nicole Bianchet (geboren 1975 in Los Angeles) verstanden werden.
In zwei mehr als 12 Meter langen Holztafeln an zwei Seiten eines Raumes, einer Skulptur in der Raummitte (Wunschmaschine) und einer Soundcollage (zusammengesetzt aus Stimmaufnahmen der Künstlerin) wird die Geschichte von Daphne neu erzählt. Daphne, die Bergnymphe, einst von Apoll verfolgt und zu ihrem eigenen Schutz vor dem männlichen Zugriff  in einen Lorbeerbaum verwandelt, transformiert sich hier autonom.
Nach Ovids Worten „fährt eine schwere Taubheit in ihre Glieder. Zarte Rinde umschlingt ihre weichen Brüste, die Haare werden zu Blättern und die Arme wachsen zu Zweigen empor. Daphnes Füße erstrecken sich ins Erdreich und werden zu Wurzeln, ihr Antlitz verliert sich im Blätterdach. Schließlich bleibt nur noch ihre Schönheit zurück.“
Dem Bild der Daphne wird das Alter Ego der Künstlerin „La Bianchet“ gegenübergestellt. „Make your wish!“ steht auf der Wunschmaschine. Gleich Daphne, deren Wunsch in Erfüllung ging, kann nun auch der Besucher durch den Griff in die Wunschmaschine sein Glück wagen und eine Karte ziehen. Mythos und Götzenbild werden so in die Gegenwart transferiert und beziehen den Betrachter auch emotional mit ein. Die Soundcollage lässt uns an der wild wuchernden Phantasiewelt der Künstlerin teilhaben. Sie evoziert organische und gutturale Töne, die sowohl Daphne und ihr Schicksal, als auch „La Bianchet“ und den Betrachter in eine akustische Interaktion treten lassen.
Die Figur der Daphne in Bianchets Arbeit ist eine malerische Adaption der berühmten Barockskulptur von Bernini. Sie wird aus dem historischen Kontext herausgelöst und in die Bildwelt der Künstlerin eincollagiert. Die in heftigen Schnitten bearbeiteten Holzpaneelen, die aufgerissen und malerisch wieder geschlossen werden, treten zu der pastellhaften Zartheit der Figur in Kontrast. An vielen Stellen deuten tiefe Kerben die Transformation von Gliedmaßen in  Zweige, Äste und Blätter an. Die Landschaft spiegelt auf diese Weise die Gefühle der Figur, welche im Zentrum des Bildes zum Ruhepol gefriert.

In einem zweiten Raum sind kleinere figürliche Darstellungen auf Pappe mit Schellack in altertümlichen Rahmen zu sehen. Sie behandeln weitere mythologische Themen. Durch die Beschriftung auf den Rahmen werden neue Kontexte eröffnet. „I remember when I moved in you, the holy dove was moving too“ (Jeff Buckley)

Ausstellungen mit Nicole Bianchet