
*1959 in Münster – lebt in Düsseldorf
Die Bildhauerin Pia Stadtbäumer bewegt sich mit ihren figurativen, polychromen Plastiken und Rauminstallationen auf der Grenze von Naturalismus zu Künstlichkeit, von Humor zu Ernsthaftigkeit, von Kitsch zu Anmut. Sie hinterfragt Wahrnehmungsmuster und bringt Bekanntes mit Neuem, Überraschendem zusammen.
Stadtbäumer, die 1959 in Münster geboren wurde, studiert von 1981 bis 1988 an der Kunstakademie Düsseldorf und wird Meisterschülerin bei Alfonso Hüppi. Schon als Studentin beschäftigt sie sich in ihren raumgreifenden Skulpturengruppen mit der Figuration. Nach ihrem Studienabschluss erhält sie ein Arbeitsstipendium der Cité Internationale des Arts in Paris, dem einige weitere Stipendien folgen. Stadtbäumer experimentiert in ihrer bildhauerischen Arbeit von Beginn an mit unterschiedlichsten Materialien wie Gips, Blei, Papier, Filz, Watte bis hin zu Wachs und untersucht das Verhältnis von Figur zum Raum. Schon früh beginnt sie, anfänglich sehr subtil, unwirkliche Situationen zu schaffen, indem sie beispielsweise Figuren an der Wand oder der Decke platziert und damit die Gesetze der Schwerkraft scheinbar außer Kraft setzt. Unsere Erwartungen und gewohnten Wahrnehmungsmuster werden gestört. Später werden die Irritationen noch deutlicher, indem sie auch bei den menschlichen Darstellungen selbst von einer naturalistischen Darstellung abweicht. Es entstehen etwa Hermaphroditen, merkwürdig erwachsen aussehende Kinder oder fragmenthafte Körperdarstellungen, deren Proportionen verzerrt sind.
Das Ausgangsmaterial ist Ton, aus dem sie Skulpturen formt. Von deren Negativformen aus Gips und Silikon gießt sie dann Abgüsse unter anderem aus gefärbtem Wachs oder Zellan, eine synthetische Keramik. Teilweise fügt sie weitere Materialien und Requisiten hinzu. Über mehrere Jahre hinweg beschäftigt sich Stadtbäumer mit Kinder- und Engelsfiguren. Mit anderen Modellen stellt sie die dargestellten Personen von Gemälden nach und überträgt diese dann in ihre bildhauerischen Arbeiten. Ohne einen Bezug zu konkreten Vorbildern greift sie in weiteren Plastiken die Bildsprache des Rokoko auf, wie wir sie von Watteau, Boucher oder Fragonard kennen.
Von 1996 bis 1997 dozierte Stadtbäumer als Gastprofessorin an der Akademie der Bildenden Künste München. Seit 1999 lehrt sie als Professorin an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Der Kunstverein Ulm (2001), das Kunstmuseum Bonn (2000), das Sprengel Museum in Hannover (1999) und die Kunsthalle in ihrer Wahlheimat Düsseldorf (1998) haben ihr bereits Einzelpräsentationen gewidmet.
Stipendien und Preise
1988 Stipendium Cité International des Arts, Paris
1991 Peter Mertes Stipendium, Bonn
1993 Förderpreis Bildende Kunst des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft, BDI
1994 Karl Schmidt-Rottluff Stipendium | Atelierstipendium der Bayrischen Rück, München
Einzelausstellungen (Auswahl)
2012 Galerie Haas AG, Zürich
2010 Franz Paludetto, Rom | Castello di Rivara, Turin
2009 Galerie Michael Haas, Berlin
2007 Galerie Six Friedrich Lisa Ungar, München
2006 Produzentengalerie Hamburg, Hamburg
2003 Hamburger Kunsthalle, Hamburg
2002 Kinderuniversitätsklinikum, Heidelberg
2001 Kunstverein Ulm Galerie Johenn und Schöttle, Köln
2000 Sean Kelly Gallery, New York | Kunstmuseum Bonn
1999 Sprengel Museum, Hannover
1998 Galeria Raffaele Cortese, Mailand
1997 Galerie Jean Bernier, Athen | Delfina Studios, London
1996 Goethe Haus, New York
1993 Städtische Galerie im Lenbachhaus, München | Galerie Jean Bernier, Athen | Galerie Johnen und Schöttle, Köln
1992 Museum Haus Esters, Krefeld
1995 Centre d’Art Contemporain, Genf | Galerie Philip Nelson, Paris
1991 Bonner Kunstverein | Galerie Philip Nelson, Lyon
1990 Galerie Rüdiger Schöttle, München | Galerie Johnen und Schöttle, Köln