
1901 in Hamburg – 1978 in New York
Richard Lindner vereint in seiner Kunst die Welt seiner Kindheit in Nürnberg, seiner Jugend in München, das Deutschland der 1920er Jahre mit dem amerikanischen Alltagsleben, den bunten Magazinen und dem Fernsehen der Nachkriegszeit. Mit exaktem Pinselstrich malt er sein Figurentheater in feinster Pop-Art-Manier, zugleich in der Tradition europäischer Meister wie Schlemmer, Léger oder Balthus und unter Einfluss seiner langjährigen, bis 1962 ausgeübten Berufspraxis als Illustrator.
Richard Lindner studiert an der Nürnberger Kunstgewerbeschule (1922-1924), anschließend an der Münchner Kunstakademie (1924-1927) und schließlich in Berlin (1927/28). Danach nimmt er eine Stellung als künstlerischer Leiter eines Verlages in München an. Bis 1933 arbeitet er als Illustrator für Zeitungen, Zeitschriften und Buch-Publikationen. Lindner flieht 1933 nach der Machtergreifung Hitlers nach Paris, wo er versucht, seinen Lebensunterhalt als Gebrauchsgrafiker zu erwirtschaften. 1941 siedelt er schließlich in die USA über. Dort illustriert er zunächst Buchpublikationen und hochwertige Magazine. 1948 erhält Lindner die amerikanische Staatsbürgerschaft. Erst ab 1950 tritt er mit seiner Malerei an die Öffentlichkeit. Seiner erste, kommerziell nicht erfolgreiche Einzelausstellung findet 1954 in der Galerie Betty Parsons’ statt. 1956 wird er am Pratt Institute Lehrbeauftragter für Design (ab 1960 hat er eine Assistenzprofessur) und 1957 Gastkünstler an der Yale University School of Art and Architecture in New Haven. 1959 lernt er Andy Warhol kennen. Nach einer weiteren New Yorker Einzelausstellung 1961 erscheint eine Monografie über Lindner und 1962 ist in einer Ausstellung jüngerer amerikanischer Kunst im Museum of Modern Art eines seiner Gemälde zu sehen. Zwischen 1962 und 1965 hat Lindner Einzelausstellungen in London und Paris. In der Ausstellung „Americans 63“ zeigt das Museum of Modern Art neben Lindners Beiträgen unter anderem Werke von Roy Lichtenstein, Claes Oldenburg, James Rosenquist und Andy Warhol. Lindner ist nun international bekannt und seine Werke verschafften ihm den ersehnten finanziellen Durchbruch.
Als Gastprofessor hält er 1965 Vorlesungen an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Schließlich beendete er seine Lehrtätigkeit am Pratt Institute 1966, um sich vollständig auf die Malerei zu konzentrieren. 1968 nimmt er an der 4. documenta in Kassel teil und ihm wird in Leverkusen, Hannover, Baden-Baden und Berlin eine Museumsretrospektive gewidmet. Ein Jahr später findet in Berkeley (Kalifornien) und Minneapolis seine erste Retrospektive in den USA statt. Lindner lebt nun abwechselnd in New York und Paris. 1972 wird er zum Mitglied der American Academy of Arts and Letters gewählt. 1974 zeigt das Musée National d’Art Moderne in Paris eine Retrospektive, die auch in Rotterdam, Düsseldorf, Zürich, Nürnberg und Wien zu sehen ist. 1977 findet im Museum of Contemporary Art in Chicago schließlich die letzte große Retrospektive zu Lindners Lebzeiten statt. 1977, ein Jahr vor seinem Tod, ist Lindner nochmals auf der documenta vertreten.
Verfügbare Werke
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