
Nachlass
1934 Damaskus – 2016 Berlin
Marwan, der 1934 im syrischen Damaskus geboren wird und dort von 1955 bis 1957 arabische Literatur an der Universität studiert, kommt 1957 nach Berlin. Eigentlich will er nach Paris reisen, um dort seine künstlerischen Studien fortzusetzen und von den Werken der französischen Moderne zu lernen. Doch ein Freund überredet ihn zu einem Besuch in Berlin. Marwan fühlt sich der Stadt schnell verbunden und beschließt, an der Charlottenburger Kunsthochschule die Malereiklasse von Hann Trier zu belegen. In seiner Heimat hat er bereits Privatunterricht im Zeichnen und in der Malerei genommen.
In der geteilten Stadt Berlin findet er eine vollkommen andersartige Kunstszene als in Damaskus vor. In dieser Zeit dominiert hier die informelle Malerei, zu deren wichtigsten Vertretern Hann Trier gehört. Marwans Lehrer ermutigt ihn, eine freiere Formensprache zu finden und sich von dem Einfluss durch europäische Malerei zu lösen. Die Prägung durch das Informel ist bei Marwans ersten Berliner Werken unverkennbar. Doch schnell wendet er sich wieder figurativen Elementen zu – dem eigenen Gesicht, dem eigenen Körper oder surrealen, düsteren Landschaften. Nun allerdings mittels einer freien abstrakten Farb- und Formensprache.
Es folgen in den 1960er Jahren Selbstdarstellungen. Auch Porträts von politisch bedeutenden Aktivisten und Intellektuellen der arabischen Welt gehören zu seinem Werk dieser Zeit. Ab etwa 1970 entstehen die ersten „Gesichtslandschaften“, in denen verzerrte Gesichter mit tiefen Furchen in Nahsicht wie abstrahierte Landschaften daher kommen. Fortgeführt werden diese in den „Köpfen“, die ab den 1980er Jahren entstehen, und die die Abstrahierung der Oberflächen weitertreiben.
1966 erhält er den Karl-Hofer-Preis und lehrt von 1977 bis 2002 als Professor an der Universität der Künste in Berlin. Er wird 2005 mit dem Preis des Forum Culturel Libanais sowie dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Nach Museumsausstellungen unter anderem in Deutschland, Frankreich und im Nahen Osten zeigt das Haus am Waldsee in Berlin 2009 zum 75. Geburtstag seine letzte Retrospektive.
Berlin ist bis zu Marwans Tod im Jahr 2016 seine Wohn- und Arbeitsstätte, dennoch bleibt er dem Nahen Osten stets eng verbunden. So gründet er beispielsweise 1999 die Sommer-Akademie der Abdul Hameed Shoman Foundation, Darat al Funun in Amman, Jordanien. Seine Werke werden von Sammlern geschätzt, auch im Nahen Osten, etwa in Beirut.
Publikationen
Ausstellungen mit Marwan
Wochenschau
05.09. - 28.09.2019 WOCHENSCHAU Marwan 05.09. - 12.09. 2019 Für Marwan (1934 - 2016), [...]
Stipendien und Preise
2005 Preis des Forums Culturel Libanais, Paris | Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, Berlin
2002 Fred Thieler-Preis für Malerei, Berlin
1973 Stipendium Cité des Arts, Paris
1966 Karl Hofer-Preis, Berlin
1957 Erster Preis für Bildhauerei, Damaskus
Einzelausstellungen (Auswahl)
2018 Galerie Michael Haas, Berlin
2017 Biennale, Venedig
2015 Barjeed Art Foundation, Maraya Art Center, Sharjah
2014 Museu de arte contemporânea de Serralves, Porto
2013 Exhibition Center, Beirut
2009 Haus am Waldsee, Berlin
2008 Museum für Islamische Kunst, Berlin
2007 Kurt Tucholsky Literaturmuseum, Rheinsberg
2006 Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Lübeck | Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst Fotografie und Architektur, Berlin
2005 Solidere, Damaskus / Beirut | Lindenau-Museum, Altenburg
2004 Lippische Gesellschaft für Kunst, Detmold
2002 Lapidarium, Berlin | Emden, Kunsthalle
2001 Georg-Meistermann-Museum, Städtische Galerie für Moderne Kunst, Wittlich
2000 Brechthaus Weißensee, Berlin
1999 Stadtmuseum Göhre, Jena
1998 Ramallah Khalid Sakakini Cultural Centre (auch 2001)
1996 Al Hanager Hall, Kairo
1995 Abdul Hameed Shoman Foundation, Darat al Funun, Amman (auch 1996, 98)
1993 Bibliothèque National de Paris, Paris | Institut du Monde Arabe, Paris
1991 Haus der Kunst, München
1987 Galerie Michael Hasenclever, München (auch 1990, 99, 2001, 08, 14, 17)
1984 Kunsthalle, Darmstadt | Galerie Joachim Becker, Cannes (auch 1985, 87, 90)
1983 Overbeck-Gesellschaft, Lübeck
1981 Schloss Bellevue, Documenta-Archiv, Kassel
1980 Museum of Modern Art, Bagdad
1978 Forum Kunst, Rottweil
1976 Gruenebaum Gallery, New York | Orangerie Schloss Charlottenburg, Berlin
1975 Galerie Buchholz, München
1971 Galerie Lietzow, Berlin (auch 1972, 74, 75, 76, 78, 80, 83 und 85)
1970 Arabisches Kulturzentrum, Damaskus
1967 Galerie Springer, Berlin (auch 1987, 89, 91, 93 und 2004)