LUDWIG

MEIDNER

1884 in Bernstadt an der Weide (Schlesien) – 14. Mai 1966 in Darmstadt

Das bildnerische und literarische Werk von Ludwig Meidner war lange vergessen. Erst in den 1980er Jahren wurde das Schaffen des Expressionisten wiederentdeckt. Berühmt wurde Meidner durch seine »Apokalyptischen Landschaften«, die die Gräuel der Weltkriege vorausahnten und durch seine Künstler- und Selbstporträts, die ein eindringliches Bild der Berliner Kulturszene um 1910 zeichnen.

Meidner bricht eine Maurerlehre ab, um sich – von zwei Studienjahren an der Breslauer Kunstakademie und einem Kurs im Radieren abgesehen – vornehmlich als Autodidakt mit Malerei und Grafik zu beschäftigen. Von 1905 bis 1914 lebt er in Berlin. In den ersten Jahren entstehen einige wenige Gemälde sowie Zeichnungen und Grafiken. Es sind ebenso bedrohlich wie faszinierend wirkende »Industrielle Stadtlandschaften« und Eindrücke des hektischen Lebens in einer Metropole. Meidner bewegt sich in diesen von finanzieller Not geprägten Jahren in expressionistischen Künstlerkreisen. 1912 malt der Künstler die ersten psychologisch sehr eindringlichen Selbstporträts und »Apokalyptische Landschaften«. Es sind Katastrophenszenarien, die später als Vorahnungen des Ersten Weltkriegs interpretiert werden. Meidner verbindet futuristische und kubistische Einflüsse mit seinem stark expressionistischen Stil. Im übrigen Deutschland herrscht zu dieser Zeit noch Kriegseuphorie. Von 1916 bis 1918 leistet Meidner in einem Gefangenenlager seinen Kriegsdienst ab und beginnt mit großem Erfolg zu schreiben. Nach dem Krieg schließt er sich sozialpolitisch engagierten Gruppen an, die von einer Revolution in Deutschland träumen. Als diese Pläne scheitern, zieht er sich enttäuscht ins Private zurück. Gleichzeitig wendet sich Meidner vom Expressionismus ab. Er beginnt nach den religiösen Vorschriften des Judentums zu leben. Seine Suche nach religiöser Identität offenbart sich in Bildern mit zunehmend jüdischen und christlichen Themen.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wächst der Druck auf den jüdischen Künstler und sein Werk. Meidner arbeitet zunächst als Zeichenlehrer an einer Kölner Schule. 1939 gelingt ihm die Emigration mit seiner Familie nach London. Dort kann er als Künstler nicht Fuß fassen. Aus materieller Not arbeitet er unter anderem als Leichenwäscher und als Nachtwächter. Als Deutscher muss er zudem ein Jahr in einem Internierungslager verbringen. Nach 14 Jahren im Londoner Exil kehrt Meidner 1953 zurück nach Deutschland. Seine Frau bleibt in England. Zu einem künstlerischen Neuanfang fehlt Meidner die Kraft. In seinem Spätwerk führt er den in den 1920er Jahren gefundenen realistischen Stil weiter. Er stirbt vereinsamt und von tiefer innerer Zerrissenheit geprägt.

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