
1875 Jassy, Rumänien – 1944 London
Arthur Segal war Maler und Theoretiker, stets ein künstlerischer Außenseiter und dabei zentrale Figur im Kunstbetrieb, besonders in Berlin.
Segal, in Moldawien geboren, studiert ab 1892 an der Kunstakademie in Berlin und wird schon nach einem Jahr zum Meisterschüler ernannt. 1895 reist er in seiner Begeisterung für den Impressionismus nach Paris und studiert einige Monate an der Akademie Julienne. Anschließend zieht er nach München, wo er seine Studien an einer privaten Malschule und schließlich an der Akademie bei Carl von Marr bis 1899 fortsetzt. Er lebt als freischaffender Maler weiterhin in München, dann in Dachau. Segal konzentriert sich künstlerisch auf die Umsetzung von Licht- und Farbphänomenen der freien Natur. 1904 heiratet er seine Cousine Ernestine, eine gebildete, moderne und kunstinteressierte Frau, mit der er in Berlin wohnt und dort die Kulturszene entdeckt. Sie unternehmen lange Reisen in die Schweiz und nach Italien. 1907 kehren sie nach Berlin zurück. Segal zeigt seine Werke erstmals öffentlich in der Ausstellung der Berliner Secession. Es kommen erste Bilderverkäufe zustande und weitere Ausstellungen. Segals Werke wandeln sich von pointilistischer Manier hin zu einer flächigeren Malweise, die unter dem Einfluss des sich gerade entwickelnden Expressionismus steht. 1910 ist er Mitbegründer der Neuen Secession, aus der er 1912 ausscheidet. Er wird zu einer wichtigen Figur im Berliner Kunstbetrieb. U. a. sind seine Werke in der Galerie Sturm und zahlreichen Schauen in ganz Deutschland zu sehen.
Als 1914 der Krieg ausbricht flüchtet er mit der Unterstützung eines Mäzens in die Schweiz. Mit seiner Familie lebt er in Ascona am Monte Verità, dem Zentrum der Lebensreformbewegung und Zuflucht für zahlreiche emigrierte Künstler und Intellektuelle. Das Haus der Segals wird schnell zu einem beliebten Treffpunkt vieler berühmter Persönlichkeiten. Segal, widmet er sich der Philosophie, der Religion und dem Schreiben. Er ist einige Male an den Aktionen und Ausstellungen der Dadaisten in Zürich um Hans Arp beteiligt. Seine Malerei wird flächiger und die Farben reduzierter, die Räumlichkeit tritt zurück, religiöse Motive werden zentraler. 1917 bis 1924 entstehen die „Rasterbilder“ mit deutlich voneinander abgetrennten Bildbereichen. Erstmals bemalt er auch den Rahmen der Bilder als Symbol für die Erweiterung des künstlerischen Kosmos. Immer wieder greift er auch auf frühere Stilmittel zurück. Nach einigen Monaten in Zürich kehren die Segals 1920 nach Berlin zurück, wo sie in ihrer Wohnung bis 1933 eine Malschule betreiben. Segal tritt in die bedeutende Künstlervereinigung Novembergruppe ein und wird schon bald Vorstandsmitglied. In seinem Atelier etabliert er ein monatlich stattfindendes Diskussionsforum, bei dem sich bedeutende Künstler, Literaten, Lebenskünstler und Philosophen treffen. Segal ist an zahlreichen Ausstellungen beteiligt. In den 1920er Jahren entstehen seine besten Werke, Segal konzentriert sich überwiegend auf formale Probleme. Sie sind stark abstrahiert und an den Kubo-Futurismus angelehnt. Ab 1922 / 1923 entstehen prismatische Gemälde nach den Grundsätzen von Goethes Farbenlehre.
Innerhalb der Berliner Kunstszene steht er zunehmend im Konflikt und Konkurrenzkampf. Hinzu kommen stetige Geldsorgen, trotz seiner größten Erfolge 1925/1926. Um 1930 findet Segal zu einem ruhigen Realismus; seine Stillleben und Porträts weisen eine Nähe zur Neuen Sachlichkeit auf. 1933 muss die Familie Segal aus Deutschland fliehen. Zunächst leben sie auf Mallorca, das sie jedoch wegen des Spanischen Bürgerkriegs verlassen müssen. Sie ziehen nach London, wo Segal 1936 die Arthur Segal Painting School gründet, die noch bis 1977 existiert. Segal stirbt 1944 nach einem Luftangriff auf London an Herzversagen. 43 Jahre später werden seine einzigartigen Werke in einer umfassenden Retrospektive in Köln, Berlin, Regensburg, Ascona und Tel Aviv dem breiten Publikum zugänglich gemacht.